Schattenseiten des Streamings

Die Schattenseiten des Streamings

Egal ob über Netflix, Amazon Prime Video oder einen der unzähligen weiteren Anbieter – Streaming ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. In den letzten Jahren hat die Branche einen beispiellosen Boom erlebt, verstärkt nicht zuletzt auch durch die Corona-Krise. Mittlerweile ist die Auswahl auf den verschiedenen Plattformen gigantisch und auch die Nutzerzahlen wachsen stetig weiter. Kein Wunder, bei solch einem riesigen Angebot ist wirklich für jeden etwas dabei. Doch, hat das Streaming nicht auch Seiten, die gerne mal unter den Tisch gekehrt werden?

Etwa 3/4 des heutigen, weltweiten Datenverkehrs machen das Streamen von Online-Videos aus. Zu den Höhepunkten der Corona-Pandemie, als aufgrund der Ausgangssperren die Bildschirmzeiten bei den meisten Menschen in die Höhe schnellten, war die Internet-Infrastruktur innerhalb der EU so stark ausgelastet, dass sogar die Übertragungskapazität an sich bedroht war. Homeoffice – das gelang nur durch eine Einigung der EU-Kommission und den Managern der führenden Unterhaltungsplattformen, wonach die Bildqualität der Unterhaltungsdienste reduziert wurde, um ausreichend Bandbreite für das Arbeiten von Zuhause aus sicherzustellen. Dadurch war zwar ein Problem vorübergehend behoben, aber dauernd auf Hochtouren laufende Server wirken sich noch auf ganz andere Weisen negativ aus.

Klimakiller Streaming?

Fakt ist: Das Betreiben von Servern kreiert CO₂. Somit hat Streaming in dem Ausmaß, in dem es heute betrieben wird, auch einen negativen Einfluss auf das Klima. Die gute Nachricht: Sowohl Nutzer:innen als auch Unternehmen können etwas dagegen tun und zumindest einen Beitrag leisten, damit das Schauen von Videos nicht zum Klimakiller wird. Ein erster, großer Schritt in die richtige Richtung sind bspw. Klima- oder CO₂-neutrale Server, die am besten mit Grünstrom betrieben werden. Außerdem gibt es ein paar praktische Tipps für Nutzer:innen, wie mit wenig Aufwand viel Serverleistung gespart werden kann. Dazu gehört z.B. Musikvideos nicht abzuspielen, wenn man sich diese gar nicht anschaut oder die gewünschten Titel herunterzuladen, anstatt diese jedes Mal aufs Neue zu streamen. Auch das automatische Abspielen von Videos auf verschiedenen Plattformen kann ausgeschaltet werden, um CO₂ zu sparen. Und mal ganz ehrlich: Müssen wir wirklich auch noch auf unser Handy schauen, während auf dem Fernseher, Laptop oder Tablet ein Stream läuft? Die sogenannte Second- und Third-Screen Nutzung ist nicht nur schlecht fürs Klima, sondern auch mies für die Gesundheit.

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Achtung, Kostenfalle!

Um schlechte Erlebnisse durch Buffering, also lange Wartezeiten beim Laden der Videos, zu vermeiden, ist eine gute Internetverbindung unabdingbar. Diese ist nicht selten mit hohen Kosten für Nutzer:innen verbunden. Vor allem bei der Nutzung mobiler Daten und ohne WLAN-Verbindung zahlt man für die verbrauchte Datenmenge Geld – je mehr gestreamt und dadurch an Datenvolumen verbraucht wird, desto teurer wird die Rechnung. Auch hier ist es zu empfehlen, Inhalte vorher herunterzuladen und auf unnötiges Streamen “nebenbei” zu verzichten. Wichtig: Viele Apps laufen im Hintergrund weiter und verbrauchen dabei Daten, auch wenn man diese gar nicht aktiv nutzt. Daher die Apps am besten immer komplett schließen oder zumindest die Hintergrunddaten der Apps ausschalten.

Was passiert eigentlich mit meinen Daten?

Auf vielen Streaming-Plattformen werden persönliche Daten über das Konsumverhalten der Nutzer:innen erfasst und gespeichert. Das passiert z.B. über Tracking, das heißt, die Bewegungen, Interessen und das Verhalten der Menschen im Internet werden verfolgt und zu verschiedenen Zwecken genutzt. Hier empfiehlt es sich, den Cookies auf den jeweiligen Websites nicht immer blind zuzustimmen, sondern sich kurz Zeit zu nehmen und zu schauen, ob man auch ohne die Zustimmung von Cookies auf die jeweiligen Inhalte zugreifen kann oder es zumindest die Möglichkeit gibt, nur essenzielle Cookies zuzulassen.

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Und wer bezahlt die Künstler?

Vor allem Musik-Streaming-Plattformen wie Spotify und Co. stehen in letzter Zeit häufiger wegen unfairer Bezahlung von Künstler:innen in der Kritik. Spotify zahlt bspw. nur den Bruchteil eines Cents pro Stream an die Künstler:innen aus. Wirklich Geld verdienen geht also nur mit millionenfach geklickten Hits – für die meisten Künstler:innen eine Wunschvorstellung. Hier hat Corona das Problem nur noch verstärkt, da über Monate hinweg keine Konzerte und sonstige Auftritte stattfinden konnten. Bis die Streamingdienste hier etwas an ihrer Einnahme-Umverteilung ändern, heißt es also: Ab in den Plattenladen und so die Künstler:innen direkt unterstützen.

Zu Risiken und Nebenwirkungen …

Ein weiteres Thema, das beim Streaming nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist die Schnelle, in der Informationen transportiert werden. Während sich die Inhalte in asynchronen Netzwerken wie Reddit, Twitter und Facebook im Laufe der Zeit ansammeln und Nutzer:innen einen Tweet oder ein Foto erst dann sehen, wenn jemand es freigibt, wird vor allem beim Livestreaming auf Twitch oder Periscope eine große Mehrheit des Publikums unmittelbar in dem Moment mit dem Film- oder Bildmaterial konfrontiert, in dem es die Streamer:innen erstellen. Das birgt einige Risiken, denn insbesondere unseriöse Streamingseiten enthalten oft Viren, die einem beim Betreten der Website in Form von Pop-ups begegnen. Versucht man diese zu schließen, kann es mit einem Klick schon zu spät sein. Um dem vorzubeugen, empfiehlt sich grundsätzlich ein Adblocker – und Vorsicht bei nicht gängigen Endungen der URL.

Das scheinbar unendliche Angebot an Streamingseiten und -anbietern hat noch einen anderen Nebeneffekt, denn der einfache Zugang zu allen Lieblingsinhalten kann im Extremfall süchtig machen. Wer kennt es nicht: Man verbringt eine Ewigkeit damit, das passende Video herauszusuchen, nur um sich anschließend gar nicht mehr vom Bildschirm lösen zu können. Die Zeit, die man dadurch scheinbar “verliert”, bekommt man so schnell nicht mehr wieder. Ein Überangebot an Inhalten und zu viele Möglichkeiten führen nicht zuletzt zu einem Informationsüberfluss – und dann lässt man sich wortwörtlich nur noch “pausenlos berieseln”.

Trotz der negativen Seiten bereichert die Möglichkeit Videos und andere Inhalte zu streamen unser Leben. Dadurch wird die Streaming-Branche in Zukunft weiter wachsen und uns ständig neue Angebote bieten. Trotz der paar drohenden Nachteile sollte man das Streaming aber nicht verteufeln, schließlich macht der Content auch einfach Spaß. Und wie so oft, geht es am Ende nur um die richtige Balance und einen verantwortungsbewussten Umgang mit den jeweiligen Angeboten.